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An die Nachgeborenen

 
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Aenima



Anmeldedatum: 08.04.2005
Beiträge: 90

BeitragVerfasst am: Mi 22 Jun, 2005 09:38    Titel: An die Nachgeborenen Antworten mit Zitat

An die Nachgeborenen


1

Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
Das arglose Wort ist t?richt. Eine glatte Stirn
Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende
Hat die furchtbare Nachricht
Nur noch nicht empfangen.

Was sind das f?r Zeiten, wo
Ein Gespr?ch ?ber B?ume fast ein Verbrechen ist.
Weil es ein Schweigen ?ber so viele Untaten einschlie?t!
Der dort ruhig ?ber die Stra?e geht
Ist wohl nicht mehr erreichbar f?r seine Freunde
Die in Not sind?

Es ist wahr: ich verdiene noch meinen Unterhalt.
Aber glaubt mir: das ist nur ein Zufall. Nichts
Von dem, was ich tue, berechtigt mich dazu, mich sattzuessen.
Zuf?llig bin ich verschont. (Wenn mein Gl?ck aussetzt
Bin ich verloren.)
Man sagt mir: I? und trink du! Sei froh, da? du hast!

Aber wie kann ich essen und trinken, wenn
Ich dem Hungernden entrei?e, was ich esse, und
Mein Glas VVasser einem Verdurstenden fehlt?
Und doch esse und trinke ich.

Ich w?re gern auch weise.
In den alten B?chern steht, was weise ist:
Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit
Ohne Furcht verbringen.

Aber ohne Gewalt auskommen
B?ses mit Gutem vergelten
Seine W?nsche nicht erf?llen, sondern vergessen
Gilt f?r weise.
Alles das kann ich nicht:
Wirklich ich lebe in finsteren Zeiten!




2

In die St?dte kam ich zur Zeit der Unordnung
Als da Hunger herrschte.
Unter die Menschen kam ich zur Zeit des Aufruhrs
Und ich emp?rte mich mit ihnen.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

Mein Essen a? ich zwischen den Schlachten.
Schlafen legte ich mich unter die M?rder.
Der Liebe pflegte ich achtlos
Und die Natur sah ich ohne Geduld.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

Die Stra?en f?hrten in den Sumpf zu meiner Zeit.
Die Sprache verriet mich dem Schl?chter.
Ich vermochte nur wenig. Aber die Herrschenden
Sa?en ohne mich sicherer, das hoffte ich.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

Die Kr?fte waren gering. Das Ziel
Lag in gro?er Ferne.
Es war deutlich sichtbar, wenn auch f?r mich
Kaum zu erreichen. So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.




3

Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut
In der wir untergegangen sind
Gedenkt
Wenn ihr von unseren Schw?chen sprecht
Auch der finsteren Zeit
Der ihr entronnen seid.

Gingen wir doch, ?fter als die Schuhe die L?nder wechselnd
Durch die Kriege der Klassen, verzweifelt
Wenn da nur Unrecht war und keine Emp?rung.

Dabei wissen wir doch:
Auch der Ha? gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Z?ge.
Auch der Zorn ?ber das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten f?r Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.
Ihr aber, wenn es soweit sein wird
Da? der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unsrer
Mit Nachsicht.

Bertolt Brecht
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Aenima



Anmeldedatum: 08.04.2005
Beiträge: 90

BeitragVerfasst am: Mi 22 Jun, 2005 09:39    Titel: Antworten mit Zitat

Bin nicht gut, darin Gedichte selbst zu schreiben (habs versucht und es war grausam)
Aber ich zitiere gerne! ^^
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Jester



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BeitragVerfasst am: Mi 22 Jun, 2005 09:50    Titel: Antworten mit Zitat

jo ist bekannt. mag brecht, obwohl er kommunist war (ich liebe diese aussage und bring sie jedes mal, wenns um brecht geht^^) wurde neulich von tati penetriert (hrhr) mir Baal zu kaufen und zu lesen. ich h?rte mal, dass brecht baal als sein schlechtestes werk bezeichnete, ich finds eher eines der besten eigentlich, gefiel mir sehr gut im vergleich zu einigen anderen. in meinen augen ist zu viel politik in literatur nicht gut, zumindest realit?tsnahe politik.

zum gedichte schreiben kann ich nur sagen, dass ich durchaus f?hig bin gedichte zu schreiben, die anderen gefallen, mir selbst aber nicht. mir gefallen gedichte ohnehin nur bedingt, sehr wenige finde ich gut/sprechen mich an und selbst schreibe ich viel lieber kurzgeschichten/geschichten.
_________________

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Aenima



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Beiträge: 90

BeitragVerfasst am: Mi 22 Jun, 2005 10:00    Titel: Antworten mit Zitat

Halte Baal auch f?r ein gutes St?ck, wobei ich nicht wusste das er es als sein schlechtestes ansah.
Das er Kommunist war, widme ich nicht so viel Bedeutung. Aber sch?n das du es erw?hnt hast Wink
Stelle gerade fest das ich nicht viele St?cke von Brecht kenne, habe mich immer mehr seinen Gedichten zu gewannt.
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Jester



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Wohnort: NICHT!!!! Lörrach

BeitragVerfasst am: Mi 22 Jun, 2005 11:15    Titel: Antworten mit Zitat

habe den arturo ui im theater gesehen, als einzige auff?hrung. war sehr beeindruckend gespielt und hat mich damals auch ziemlich mit gerissen, da ich mich zu der zeit sehr mit politischen themen besch?ftigt habe. heute finde ich es nach wie vor ein gutes st?ck und eine gute erfahrung, aber ziehe baal bspw. bei weitem vor.
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Manolito



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BeitragVerfasst am: Mi 22 Jun, 2005 19:53    Titel: Antworten mit Zitat

brecht ist klasse.mein interesse kam auf lange nach meiner schulzeit.erst sp?ter durfte ich entdecken welchen wert herr brecht f?r mich hat.schei? auf die dreigroschen oper.Smile
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Aenima



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BeitragVerfasst am: Mi 22 Jun, 2005 22:07    Titel: Antworten mit Zitat

@ Jester
Welche Fassung von Baal hast du gelesen? Es gibt ja die alte, eine eher anarchistische Version, die er als verwerflich bezeichnete und die darauf hin ge?nderte politische ?
ich habe n?mlich nur die politische gelesen, des wegen verwunderte mich das er es als sein schlechtestes Werk bezeichnete.
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Jester



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BeitragVerfasst am: Mi 22 Jun, 2005 22:09    Titel: Antworten mit Zitat

ich die andere

vielleicht find ich sie deshalb gut =)
und anarchistisch, naja, gibt nicht viel das politischer ist als anarchie/anarchismus, aber ich hab dennoch einen hang dazu, zumindest zur philosophischen anarchie, sprich anarchistischer einstellung im kopf, f?r sich selbst, ungeachtet der ?usseren einfl?sse.
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Aenima



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BeitragVerfasst am: Mi 22 Jun, 2005 22:12    Titel: Antworten mit Zitat

So wie ich das verstanden habe, bezog sich hier Brecht mehr auf anarchismus als Lebensgrundsatz (habe sie nicht gelsesen aber mich heute mit einem Freund dr?ber unterhalten) in Form von grenzenlosem Leben und Freiheit im Handeln als auf die politische Form.
Richtig?
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Jester



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BeitragVerfasst am: Mi 22 Jun, 2005 22:30    Titel: Antworten mit Zitat

jo
aber es ist etwas eine primitive darstellung. baal ist ja kein typ, den ich m?gen w?rde, geht richtung nihilistischer fettklops mit sexualst?rungen. ich finds durchaus interessant, vor allem auch, weil viele leute die ich kenne, die von anarchistischen grunds?tzen brabbeln genau so masslos und kaputt sind. ich denke nicht, dass anarchie irgend etwas damit zu tun hat, sich den wanst voll zu stopfen, m?glichst viele frauen zu ficken und alle menschen scheisse zu behandeln. es kann so sein, muss es aber nicht. baal ist nat?rlich eine ?berspitzte figur in einem ?berspitzten buch, das sehr interessant geschrieben ist und auch eine h?chst interessante figur darstellt, allerdings w?rde ich es nicht wirklich als anarchistisch bezeichnen, ich selbst w?re auch nie darauf gekommen es so zu nennen^^
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Aenima



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BeitragVerfasst am: Mi 22 Jun, 2005 22:56    Titel: Antworten mit Zitat

Verstehe. Ich denke das ich mal dringend dieser "Urfassung" von Baal widmen werde/muss. Da sie f?r mich ansprechender klingt (nicht im Sinne von ?sthetik, sonder im Sinn der antiken Kartharsis) , als die politische Version.
Ich bedanke mich f?r die Auskunft.
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