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Der letzte Federstreich

 
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Adorno



Anmeldedatum: 07.04.2005
Beiträge: 15

BeitragVerfasst am: Mi 11 Mai, 2005 13:47    Titel: Der letzte Federstreich Antworten mit Zitat

Die Wolken am Himmel pferchten sich zusammen wie ein zartes, schneeweißes Band, geflochten aus den edelsten und anmutigsten Stoffen, die man als Händlersmanne zu diesen Zeiten hätte auftreiben können.
Die Wildheit des Sturmes und die Unzähmbarkeit der wellenden Wogen waren es nicht zuletzt, die das hölzerne Schiff spielerisch hin und her warfen, Kindsgelächter gleichend, Schandmäuler, die sich einen törichten Streich mit ihnen erlaubten.
Die Mannschaft an Board des Schiffes war mit nichts mehr als innerem Trübsal und zerfressender Melancholie beseelt. So oft hätten sie schon der Ländereien Küste betreten können.. viel öfters noch hatten sie einzelne Landstriche erblickt, doch jedes Mal, wenn das Herzblut nach Leben, Freude und erquickender Wonne dürstete, war es ihnen verwehrt worden. Ein Tor, gefüllt mit fließend grellem Licht, war es äquivalent.. Dort, wo je nach Glauben, Inatus sie mit ihrer Barmherzigkeit empfangen würde oder Calaens Krähen starr und undurchdringlich ihre Augenpaare auf sie richteten und zur Ankündigung krähten, dass man die eventuelle Gnade des Einen erfahren dürfte.
Aber er war es, der mit eisernem Willen die Flügel des Himmelstors zuwarf, die Gottheiten verpönte und Spott, wie Unglauben sein Schwert und Schild waren. Und doch .. jedes Mal, wenn er die Hoffnungen der Mannen dort an Board in Stücke riss, spürte er, wie schwer es ihm ums eigene Herzen wurde und im Innersten grämte es ihn immens, dass er diesen Wesen die Last eines fremden Schicksals aufladen musste, aber er konnte nicht anders ...

In der Kajüte des Kapitäns strömte die kalte Meeresluft zwischen das morsche Holz und legte sich wie ein eisiger Schleier über alles, was sich in dem kleinen Kämmerchen befand. Alles .. das war gewiss nicht viel und für einen Anführer so oder so viel zu wenig. Hier und da ein goldenes Schimmern, Münzen, die an einer längst verjährten Gier erinnerten, als dass man sich damit hätte schmücken wollen. Ginge man also durch die kleine Behausung, die Neugier fiele zuerst auf eine Glasglocke, die links vom Eingang gelegen auf einer kleinen Kommode Platz fand. Das gehütetste Gut, will man meinen, wenn man es mit dem Zustand der anderen, meist lose und ohne jeden Halt auf den Boden liegende, Dinge verglich. Ironie, und so mancher würde gewiss dem Mann anfangen zu spotten, der sich eine Müh' um diesen lächerlichen Inhalt machte, war die eigentliche Füllung des Gefäßes. Nichts weiter, nichts mehr, als ein Haarband befand sich dort drin, an manchen Stellen mehr als gut erkennbar, wie abgenutzt und abgetragen. Über dem Bettkopf prangte an der Wand ein künstlerisch zelesiertes Gemälde eines schwarzgefiederten Vogels, der seinen überlangen Schnabel nach irgendetwas auszustrecken schien, dort drunter nichts weiter als einige Kerzen, halb heruntergebrannt die schweren Bretter des Bodes zugewachst ..

Ein Krachen, dann ein Scheppern, wie ein polterndes Donnern raste die Phiole, durch den unbeholfenen Fußtritt des Mannes angetrieben, über den Boden und zerbarstete klirrend in dutzend funkelnde Splitter, die sich rasch quer im gesamten Raum zu verteilen wussten.
Seufzend kniff der Mann die Augen zusammen und erlöste seine Miene von der Starre eines apathisch drein schauenden Blickes. Knarschend, als würde unter dem Druck seiner Hände das Bettgestell in sich zusammenbrechen, erhob er träge seinen Leib um das Ausmaß seiner Tollpatschigkeit im Ganzen begutachten zu können. In der Farbe eines, sich zu Abend auf der klaren Wasseroberfläche spiegelnden, Mondes, teilte sich sein Haar mähnenartig an den Schultern und fiel spielerisch, den Nacken streifend, seinen Rücken entlang. Müde und leer blickten die smaragd-grünen Pupillen in den Raum umher, nicht mal das spitze Glas, das sich auf den Boden erstreckte, konnte seine Aufmerksamkeit an sich reißen ..
Sollte doch die gesamte brüchige Holzkonstruktion auf dem offenen Meer niederbrennen, er würde keinen Finger heben um sich den Flammen entgegenzustellen. Es war eine solch' depressive Haltung, die ihn da beherrschte, dass er von allein ihr kaum noch entrinnen konnte. Er hatte keine Aufgaben mehr und die erreichten Ziele, hatte er damals allesamt für immer in eine unerschöpfliche, verschlingende Leere geworfen, sich selbst hatte er dort hinein gestoßen...
Er dachte nicht mehr sonderlich oft zurück an die Tage, wo er seine Lebensqualität noch an Ehre und Stolz messen konnte. Kamen sie aber ab und an dann doch .. Momente, die er längst vergessen geglaubt, dann hielt er sich lange dort dran fest ..
Einst ein junger Blondschopf auf dem Felde ... berufen zu einem Gardisten mit Schild und Waffe unter dem Banner der Krähe... gefangen in den Klauen ewigen Eises .. geschlagen zum Rittersmanne von der Klinge des Grafen....
Erneut fielen die schweren Augenlider... Was empfand er als wichtig? Was als vergessenswert?
Die Zeit in der Eisfestung hatte ihn geprägt, war ihm buchstäblich in die Haut gedrungen und setzte sich noch immer mit brennendem Trotz dort fest. Es ließ ihn nicht los, nie würde es das tun, denn mag Kälte und Schnee einem doch das Mark in den Knochen erstarren lassen, haben sie erst einmal das Herz erfasst, die innere Seele dann ist man ein Stück gestorben .. Und hier am Ende der Welt, da bezweifelte er an so manchen Tagen, ob er überhaupt noch lebte ..

Mirana ... seine Schwester im Geiste.. sie hatte ihn damals befreit ... mit ihr wurde ihm das Rittertum zugesprochen, sie waren die Reiter Aly'Sheras.

Dann war da Vincent ... später hatte er erfahren, wie eifrig und euphorisch, tapfer und fanatisch er die Schar Soldaten des Mondsees in die Eiswüste gelockt hatte, um seinetwillen. Er war sein eigentlicher Vater im Geiste gewesen .. er hatte ihn auch mitgeprägt, das aus ihm gemacht, was am Tag des großen Brandes untergegangen ist.

Theryn Niothyr ... ein tiefes Durchatmen hebt den Brustkorb des jungen Ritters leicht an ... Das war seine Gottheit, das war die Figur in seinem Leben, für welche die Klinge nicht genügte, das Leben selbst hätte er für ihn als Ritter gegeben, als rechter Arm des Grafen selbst, wie er ob dem Ritterschlag von sich gab. Aber dieses Götzenbild war ihm entschwunden ... als die Grafschaft unterging, zerfetzte es ihn selbst ... im Nachhinein konnte er vielleicht in lichternen Momenten erahnen, dass er womöglich hatte verblendet gehandelt und diese unstillbare Leere nur fühlte, weil das Werk seines Herren zu nichte gemacht wurde, aber um das zu beurteilen, hätte er nie das sein dürfen, was er einst war .. er war nicht befugt darüber nachzudenken.

Zittrig bogen sich die Finger in die Handfläche ein. Erst seit einigen Wochen war es ihm wieder gelungen, ernsthaft eiserne Kälte von Wärme grundlegend differenzieren zu können. Seine Haut wirkte wohl immer noch kränklich bläulich-bleich von den damaligen Erlebnissen geprägt, aber er „taute“ auf. Mit einem Satz vom Bett erhoben, glitt schwunghaft ein pelzartiger Umhang um seine Schultern, bedeckte Brust und Rücken und spendete ihn genugtunde, wohlige Wärme. Die Hand griff noch einmal nach der Glasglocke, entnahm dessen Inhalt und verschwand in den eingearbeiteten Schlupflöchern des umgehangenen Stoffes. Die Scherben sollten ihm egal sein, spätestens wenn er wieder käme, wären sie entsorgt.

Der Wind blies scharf diese Nacht und seine Wucht ließ tönend das letzte Gröhlen und Jauchzen der Trunkenbolde auf dem Schiff verstummen. Wie im Reigen tänzelnd, wehten die Haarsträhnen auf den Sturmböen und bedeckten gänzlich das blasse Seitenprofil des Mannes. Seine Augen waren nur auf das kleine Stück Stoff fixiert, das er so liebevoll mit seinen Fingerkuppen betastete und streichelte, seine Gesichtszüge erstarrten, rührten sich keine Zuckung mehr, es zerriss ihm noch heute das Herz ..
Aber es war richtig, was er getan hatte .. Er hätte Tamara nicht mehr unter die Augen treten können, immerhin hatte sie zu ihm aufgeschaut, ihn in gewisser Weise sogar bewundert.. Er hingegen konnte seine Grafschaft nicht retten, er konnte den Untergang nicht einmal hinauszögern, er als Ritter hatte versagt und somit die ungeahnte und ungekannte Herzenswärme der jungen Frau nicht verdient. Und doch war sie es insgeheim, weswegen er hier draussen auf dem Meer hinvegetierte ..

Er konnte sich nicht von den zahllosen Gedanken reißen, die sich um Tamara Lay windeten. Wie entzückend sie doch war ... Eine Hoffnung, die ihm in gewisser Weise das Leben, das er für seine Berufung gelassen hatte, zurückgab. Ihre Gesichtszüge waren ihm immer noch ein schieres Erlebnis, bildete sich erst darauf ein Lächeln, war es wachgewordene Ohnmacht. Ja... eine unbeschreibliche Kraft, die einzig von ihrem Lächeln ausging, manchmal war es auch lediglich ein Grinsen, wobei es ihre Augen waren, die, wie in einem Sommernachtstraum, ein solch beruhigend, lieblich sanftes Meeresblau preisgaben...
Er hatte ihre Augen..
Seit seiner damaligen Gefangenschaft und die inbezogene Tortur, scherte er sich generell nicht mehr um Geschmäcker. Ein herzhafter Brotlaib gab ihm genauso viel wie ein schmackhaft dampfendes Schwein am Spieß .. Und genau deshalb, wegen dieser schieren Abstumpfung, mochte es ihm nie aus dem Kopf gegangen sein, wie er das Umgarnen ihrer Lippen hat genossen und bewundert. Und wie begehrend sanft ihre Haut sich schmiegte wenn ..
Ihm schenkten sie also Beider das Leben?
Die Hand öffnete sich leicht .. ließ das Haarband zwischen den Fingern wehen. Der Blick erhob sich, und stierte gedankenverloren in die endlos scheinende Nacht ..

Lana
Auch sie vermisste er immens ... trauerte dem Gedanken nach, nie wieder ein Wort mit ihr wechseln zu würden. Es ist seltsam, so dachte er sich in so mancher Stille, was Lana ihm genau bedeutete. Es war ohne Zweifel Tamara, die sein Herz fest umschlungen hielt, ungebrochen noch, nach all' den Jahren und Mondläufen, die er sie nicht mehr sah. Das würde sich niemals ändern, sie hatte ihn in einer Art Bann gefangen.
Und doch war Lana eine Frau, die meist immer dann auftauchte, wenn er selbst nicht weiter wusste. Seit dem Tage an, wo er sie in Aly'Shera versorgt hatte und sich ihren Verletzungen annahm, schenkte sie ihm ein Stück Geborgenheit und ließ ihn teilhaben an einem Band von Freundschaft, das er so nie gekannt hatte.
Aber er sagte, dass auch sie das Schütteln der Erde überlebt hätte ... Hatte sie Tamara je seinen Abschiedsbrief gegeben?

Alles verworren ... ohne Ausweg und ohne Ziel. Er wusste nicht zu erklären, wieso er die Augen überhaupt offen ließ, wo es nichtmals im Entferntesten etwas zu bewundern gab, was es wert gewesen wäre seinen Blick einzufangen. Sollte sich doch das Meer entzwei teilen oder riesige, aus Legenden stammende, Seeungeheuer sein Boot verschlingen, es würde ihm nicht den Funken von Neugier abverlangen.
Vor einigen Wochen war es erst, wo er einen kleinen Jungen aufgegabelt hatte. Er schwamm auf einer recht mitgenommen ausschauenden Kiste, mag man sie wohl in den Hafenstädten zu genüge finden. Der junge Blondschopf schien sogleich Gefallen an ihm gefunden zu haben.
Sei's verflucht, bei der Verdammnis Inatus' !
Dieses Balg erzählte Geschichten von Daheim, Erinnerungen, denen er nachtrauerte und Ängste, nie wieder zu seine Mutter zurückzukehren und jedes Wort beinhaltete ein Stück mahnende Erinnerung seiner Selbst. Er hatte sich um ihn gekümmert und alles andere vernachlässigt, gierig jede Phrase von ihm in sich aufgesogen und von Neugier entbrannt immer wieder gefleht, er solle doch nicht aufhören von Zuhause zu erzählen.
Er lebte ein Leben, getragen von Stützen.
Die eine hieß Tamara.. seine Mutter.. die andere Lana.. seine Tante ..
Als er den Kleinen nach Wochen zurück ans Ufer brachte wusste er mehr. Diese brennende Liebe hatte Früchte hinterlassen, einen Jungen in diesem Fall, in dem er weit mehr als nur das Ergebnis seiner Lenden sah.
Tamara hatte ihn nie vergessen, jeden Tag mochte sie in das Gesicht von diesem Nessam geblickt .. jede Nacht sich so an ihn erinnert haben...

Jede packende Geschichte braucht ein geschlossenes Ende um zur Legende zu werden,
Aly'Shera war dieser Mythos und es lag an ihm als letzter Abschied zu nehmen...


Und jeder Sohn braucht einen Vater ...
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